Spielplan
Volksbühne Landshut e.V.
Theaterbesucherorganisation
Kompletter Spielplan 2024/2025 der Volksbühne Landshut e.V. als pdf-Datei
SPIELPLAN der Volksbühne 2024/2025 – (letzter Stand: Sep- 2024)
Sa., 05.10.2024 – 19:30 Uhr
DIE SCHÖNE HELENE
Operette von Jacques Offenbach
MUSIKALISCHE LEITUNG – Basil H. E. Coleman
REGIE – Dirk Girschik
AUSSTATTUNG – Katja Salzbrenner
CHOREOGRAFIE – Ursula Geef
GEBURT DER OPERETTE Jacques Offenbach, der in Köln geborene Sohn eines jüdischen Kantors, machte Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris Karriere und gilt heute vielen als Vater der Operette. An dem von ihm mitbegründeten Théâtre des Bouffes Parisiens eroberten seine unterhaltsamen Mythenparodien, angefangen mit Orpheus in der Unterwelt, das Pariser Publikum im Sturm. Offenbach verstand es, sowohl die Antike als auch seine eigene Zeit zu parodieren und das mit einer Musik, die reich an einprägsamen Melodien und schwungvollen Rhythmen ist. Unter den antiken Gewändern stecken moderne Franzosen. Die kleinen Seitenhiebe auf die Pariser Gesellschaft lösten seinerzeit den ein oder anderen Skandal sowie Konflikte mit den Zensurbehörden aus, waren aber auch Teil der Faszination auf das Publikum. Karl Kraus sprach von Offenbach gar als dem „größten satirischen Schöpfer aller Zeiten und Kulturen“.
ZANKAPFEL Die schöne Helena (1864) war die erste Zusammenarbeit von Offenbach mit den Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy. Als Hintergrund diente ihnen die griechische Sage von der Entführung der spartanischen Königin Helena durch den Prinzen Paris, die den trojanischen Krieg auslöste. Helena, gelangweilt in ihrer Ehe mit dem trotteligen König Menelaos, ziert sich zwar etwas, ist jedoch nur allzu empfänglich für den Ehebruch mit dem attraktiven Prinzen. Im Traum zumindest will sie sich ihm hingeben. Aber war es wirklich nur ein Traum?
BIRNENKOMPOTT Wussten Sie, dass „Birne Helene“, jene Süßspeise der klassischen französischen Haute Cuisine, 1870 anlässlich der Auf- führung von Offenbachs Belle Hélène kreiert wurde? Es war kein Geringerer als Auguste Escoffier, Schöpfer der Grande Cuisine, der das Dessert aus pochierten Birnen mit Vanilleeis, heißer Schokoladensauce und kandier- ten Veilchen erfand. Wie sagte schon Loriot: „Ein Apfel ist ein Apfel und eine Birne ist eine Birne.“
Sa., 02.11.2024 – 19:30 Uhr
MORD AUF SCHLOSS HAVERSHAM
Komödie von Henry Lewis, Jonathan Sayer & Henry Shields
REGIE – Veronika Wolff
AUSSTATTUNG – Sabine Lindner
THEATER, THEATER – DER VORHANG GEHT AUF! Eine ambitionierte Amateurtheatergruppe fiebert der Premiere ihrer Produktion des Kriminalstücks Mord auf Schloss Haversham entgegen. Bühnenbild, Requisiten, technische Tricks: alles selbst gebaut. Die Nerven liegen blank. Der Vorhang geht auf. Aber statt sich nun textbuchgemäß auf die Ermordung des Schlossherren und die nachfolgende Ermittlung konzentrieren zu können, erleben die wackeren Darsteller sämtliche Alpträume eines jeden Schauspielers: Türen lassen sich nicht öffnen, Requisiten sind nicht an ihrem Platz, Dialoge laufen in der falschen Reihenfolge ab und Schauspieler werden bewusstlos geschlagen. Was schiefgehen kann, geht schief. Die Mitwirkenden stemmen sich mit verzweifelter Haltung gegen das immer größer werdende Chaos, und die Lachmuskeln des Publikums werden bis zum Äußersten strapaziert.
EIN SIEGER-TEAM Die drei Autoren lernten sich als Studenten an der London Academy of Music and Dramatic Art kennen. Schon während des Studiums gründeten sie 2008 die Truppe „Mischief Theatre” und traten mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Impro-Theater, Zauberei und Comedy überall da auf, wo man sie spielen ließ. Tagsüber arbeiteten sie in Callcentern, als Kellner oder Barkeeper und nachts schrieben sie an ihren Stücken. Mit The Play That Goes Wrong landeten sie 2012 den Jackpot. Seitdem läuft das Stück ununterbrochen im Londoner West End und hat auch die Bühnen der restlichen Welt erobert. Es folgten weitere Erfolge wie Peter Pan Goes Wrong, Magic Goes Wrong und A Comedy About a Bank Robbery.
GROSSE VORBILDER Die drei jungen Autoren konnten bei der Entwicklung ihres Stückes auf große Vorbilder in den Bereichen Humor und Comedy zurückgreifen. Da ist zum einen der weltweit bekannte, sehr eigene britische Humor. Andere Inspirationen kommen von der legendären Comedy-Truppe „Monty Python”, dem absurden, sehr körperlichen Humor von Buster Keaton und Charlie Chaplin, Michael Greens satirischer Studie über einen schlechten Schauspieler. Das Einmaleins des C-Schauspielers und aus der italienischen Commedia dell’arte.
Sa., 11.01.2025 – 19:30 Uhr
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Schauspiel von Bertolt Brecht
Musik von Paul Dessau
REGIE – Birgit Simmler
AUSSTATTUNG – Serena Beatrice
MUSIKALISCHE LEITUNG – Bernd Meyer
EINE STARKE FRAU Ganz Europa ist verwüstet, der Dreißigjährige Krieg hat den Kontinent schon vor Jahren ins Chaos gestürzt. Doch eine will sich ihr bisschen Glück davon nicht madig machen lassen: Die Marketenderin Anna Fierling, genannt Mutter Courage, ist Geschäftsfrau. Als Handlungsreisende ist sie international tätig. Ihr Geschäft ist der Krieg. Friedliche Zeiten bedeuten den Ruin. Mit ihrem Wagen folgt sie den Truppen kreuz und quer durch Europa, um am Rande des Schlachtfelds ihre Waren zu verkaufen. Dabei gilt ihre ganze Sorge ihren drei Kindern, deren Väter längst verschollen sind und die sie heil durch den Krieg bringen will – lockte da nicht immer schon der nächste Deal. Aber jede noch so kluge Geschäftsentscheidung, die das Überleben der Kleinfamilie sichern soll, entpuppt sich im Nachhinein als großes Unglück. Mutter Courage verliert ihre Tugend, ihre Menschlichkeit und schließlich auch ihre Kinder.
THEATER GEGEN DEN KRIEG Bertolt Brecht schrieb seine Mutter Courage im schwedischen Exil, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Darin fand er anhand des historischen Dreißigjährigen Krieges nicht nur starke Bilder für die hässlichen Seiten einer damals erneut unmittelbar bevorstehenden Verwüstung Europas. Er führte genauso vor, dass Kriege vordergründig „aus Gottesfurcht und für alles, was gut und schön ist“ geführt werden, dass letztlich aber die Gewinne in der Kasse und nicht auf dem Schlachtfeld zählen.
EIN STÜCK FÜR SEINE ZEIT UND DARÜBER HINAUS Die Uraufführung der Mutter Courage fand kurz vor dem deutschen Überfall auf Russland im April 1941 am Schauspielhaus Zürich statt. Im Januar 1949 ging im Deutschen Theater in Berlin die deutsche Erstaufführung über die Bühne. Brecht selbst führte Regie. Ein Kritiker schrieb: „Als der Wagen der Courage auf die Bühne rollte, erklärte das Stück die immensen Verwüstungen, die der Hitlerkrieg angerichtet hatte. Die zerlumpten Kleider auf der Bühne glichen den zerlumpten Kleidern im Zuschauerraum. Wer gekommen war, war aus Ruinen gekommen und ging zurück in Ruinen.“
Sa., 01.02.2025 – 19:30 Uhr
THE SOUND OF MUSIC
Musical von Richard Rodgers & Oscar Hammerstein II
MUSIKALISCHE LEITUNG – Basil H. E. Coleman
REGIE – Ian Talbot
AUSSTATTUNG – Charles Cusick Smith & Philip Ronald Daniels
CHOREOGRAFIE – Aaron Rennfree
SALZBURGER ALPENIDYLLE Die angehende Nonne Maria kommt als Kindermädchen in die Villa des verwitweten Baron von Trapp, wo sie das streng reglementierte Familienleben umkrempelt. Maria bringt Fröhlichkeit ins Haus und teilt ihre Liebe zur Musik mit den sieben Kindern, die bald als kleiner Chor erste Erfolge feiern. Und nicht nur die Kinder schließen Maria ins Herz. Der reservierte Kapitän und die lebenslustige junge Frau entwickeln eine starke Zuneigung füreinander. Von Trapp trennt sich von seiner Verlobten Elsa und heiratet Maria. Aber schon wirft die politische Entwicklung ihre Schatten voraus und zerstört die familiäre Idylle. Der Einmarsch nationalsozialistischer Truppen in Österreich und der „Anschluss“ lassen der Familie keine Wahl. Einen Gesangswettbewerb bei den Salzburger Festspielen nutzen sie zur Flucht ins Ausland, die ihnen in letzter Minute gelingt.
AMERIKANISCHE ERFOLGSGESCHICHTE Als Grundlage des Musicals diente die Autobiografie der Maria Augusta von Kutschera, die 1924 als Postulantin im Kloster Nonnberg bei Salzburg von der Mutter Oberin als Hauslehrerin zu dem verwitweten Baron Georg von Trapp geschickt wurde. Nach der Emigration machte die singende Trapp-Familie in den USA eine große Karriere. Die Broadway-Produktion The Sound of Music (1959) stammt vom gefeierten Musical-Team Rodgers und Hammerstein und gewann fünf Tony Awards. Zu den schönsten und berühmtesten Songs zählen „Edelweiss”, „The Sound of Music”, „My Favourite Things”, „Do-Re-Mi”, „Sixteen Going on Seventeen”, „So Long”, „Farewell” und „Climb Ev’ry Mountain”.
ÖSTERREICHISCHES KURIOSUM Die Verfilmung des Musicals von 1965 vor idyllischer Salzburgkulisse mit Julie Andrews und Christopher Plummer in den Hauptrollen war in den USA ein Kassenschlager, der mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde und als einer der meistgesehenen Filme aller Zeiten gilt. Ein Kuriosum ist, dass das weltberühmte Musical, welches noch heute für drei Viertel aller US-Touristen in Salzburg verantwortlich sein soll, in Österreich selbst lange Zeit nahezu unbekannt war, wo es als verkitschte Hollywood-Schmonzette abgetan wurde. Asiatische und amerikanische Salzburg-Touristen sind immer wieder fassungslos, wenn Einheimische bekennen, den Film noch nie gesehen zu haben.
FR., 01.03.2025 – 19:30 Uhr
CHICAGO
Musical-Vaudeville
Buch von Fred Ebb und John Kander, Musik von John Kander, Liedtexte von Fred Ebb
REGIE – Stefan Tilch
MUSIKALISCHE LEITUNG – Basil H. E. Coleman
AUSSTATTUNG – Charles Cusick Smith & Philip Ronald Daniels
CHOREOGRAFIE – Sunny Prasch
MORD MACHT SCHLAGZEILEN! Chicago in den Roaring Twenties: Jazz, Alkoholschmuggel und Verbrechen dominieren die Schlagzeilen. Attraktive Mörderinnen werden von der Presse wie Filmstars gefeiert. Das erlebt auch Roxie Hart, nachdem sie ihren Liebhaber erschossen hat. Im Gefängnis trifft sie ihr großes Idol: Velma Kelly – der größte Music Hall-Star der Stadt. Velma hat ihren Ehemann und ihre Schwester erschossen, nachdem sie die beiden inflagranti erwischt hat. Sie ist sicher, dass sie mit Hilfe der korrupten Gefängniswärterin Mamma Morton, ihres raffinierten Anwalts und einer großen Pressekampagne freigesprochen wird. An Roxy, die sich Hilfe suchend an sie wendet, hat sie kein Interesse. Aber Roxie ist nicht auf den Kopf gefallen: Schon bald arbeitet Mamma Morton für sie und die Presse hat einen neuen Liebling: Roxie Hart ist der Star der Stunde! Und tatsächlich: Roxie wird freigesprochen! Genau in diesem Moment passiert ein noch spektakulärerer Mord und Roxie und Velma sind abgemeldet. Aber: Was bringt noch mehr Schlagzeilen als eine gutaussehende Mörderin? ZWEI gutaussehende Mörderinnen! Besonders, wenn sie so gut singen und tanzen können wie Velma Kelly und Roxie Hart!
EINE WAHRE GESCHICHTE 1924 stehen Beulah Annan und Belva Gaertner in Chicago wegen Mordes vor Gericht. Beide haben ihre Liebhaber erschossen und werden, wahrscheinlich wegen ihres guten Aussehens und einer geschickten Pressekampagne, freigesprochen. Die Gerichtsreporterin Maurine Dallas Watkins schrieb 1926 das Theaterstück Chicago über die beiden Mörderinnen. Auch Hollywood interessierte sich für den Stoff. Am bekanntesten ist die Film-Version des Musicals mit Reneé Zellweger und Catherine Zeta-Jones von 2002.
STARKE FRAUEN Dass die zwei starken Frauen Velma Kelly und Roxie Hart auf der Theaterbühne landeten, haben sie neben Maurine Dallas Watkins dem Broadway-Star Gwen Verdon zu verdanken. Die entdeckte die Geschichte der beiden Mörderinnen und wollte daraus sofort ein Bühnenstück machen. Sie überzeugte ihren Mann, den Regisseur und Choreographen Bob Fosse, die Rechte des Theaterstücks zu kaufen und holte die Autoren des Musicals-Hits Cabaret, John Kander und Fred Ebb ins Boot. Chicago wurde 1975 mit Gwen Verdon als Roxie in New York uraufgeführt und erlebte fast tausend Vorstellungen.
Sa., 22.03.2025 – 19:30 Uhr
ARIADNE AUF NAXOS
Oper von Richard Strauss
MUSIKALISCHE LEITUNG – Basil H. E. Coleman
REGIE – Stefan Tilch
BÜHNE – Karlheinz Beer
KOSTÜME – Ursula Beutler
CHOREOGRAFIE – Sunny Prasch
TRAGÖDIE UND KOMÖDIE Im Haus des reichsten Mannes von Wien soll zuerst die neue heroische Oper eines jungen Komponisten aufgeführt werden (Ariadne auf Naxos), anschließend eine Komödiantentruppe ihr Lustspiel mit Tanz darbieten (Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber). Doch kurzerhand ändert der Auftraggeber den Plan: Aus Zeitmangel sollen beide Aufführungen gleichzeitig stattfinden! Not macht erfinderisch. Was erst erbitterten Protest hervorruft, setzt wenig später ungeahnte kreative Energien frei und vereint scheinbar Gegensätzliches. Strauss und Hofmannsthal bedienen alle Stilebenen virtuos: Während das Vorspiel überwiegend im streng rhythmisierten Rezitativstil gehalten ist, überwiegen in der Oper barocker Bravourgesang bei Zerbinetta, heitere Lieder bei ihren Liebhabern sowie romantischer Melodienrausch bei Ariadne und Bacchus.
LIEBESKUMMER Ariadne kommt nicht darüber hinweg, dass Theseus sie verlassen hat. Er hat sie einfach auf Naxos sitzen lassen! Ist das der Dank für ihre Hilfe im Labyrinth des Minotaurus? Der Liebeskummer droht Ariadne umzubringen. Die Gruppe um Zerbinetta versucht, sie mit Tanz und Gesang aufzuheitern, doch erst das Erscheinen Bacchus‘, in dem Ariadne zunächst den Todesboten vermutet, holt sie ins Leben zurück. Es passiert, was eben noch unvorstellbar schien: Ariadne ist frisch verliebt!
TREUEVERSPRECHEN Ariadne liebt bedingungslos einen einzigen Mann, während Zerbinetta sich in Liebesdingen nicht festlegen will. Zentrales Thema der Oper ist die Treue – in der Liebe wie in der Kunst. Auf kaum eine Gewissheit ist Verlass: Der Mann, der eben noch ewige Treue schwor, ist kurze Zeit später ohne ein Wort verschwunden. Die Oper, die eben noch eine Tragödie war, soll plötzlich zur Komödie werden. Vor diesen Zumutungen schützen kann der Mensch sich nur, indem er die Launenhaftigkeit des Lebens akzeptiert und sich selbst treu bleibt – als Künstler wie als Mensch.
Sa., 12.04.2025 – 19:30 Uhr
FAHRENHEIT 451
Schauspiel von Ray Bradbury
REGIE – Markus Bartl
AUSSTATTUNG – Philipp Kiefer
LESEN VERBOTEN! Ein Staat, in dem es als schweres Verbrechen gilt, Bücher zu besitzen oder zu lesen. Selbständiges Denken gilt als gefährlich. Bücher aufzuspüren und zu vernichten, ist Aufgabe der Feuerwehr. Sie werden an Ort und Stelle verbrannt. Guy Montag ist Feuerwehrmann. Er scheint kritiklos in diesem System zu funktionieren, versteckt aber heimlich gestohlene Bücher in seinem Haus. Durch die junge Clarisse lernt er die Kunst der Worte und den Wert freien Denkens kennen. Sie stellt ihm die Frage, ob er glücklich sei. Montag beginnt, die Gesellschaft, in der er lebt, infrage zu stellen. Bei einem seiner nächsten Einsätze wählt eine alte Frau den Selbstmord, indem sie sich selbst mit ihren Büchern verbrennen lässt. Ihr Tod traumatisiert Montag. Er sucht Hilfe bei dem pensionierten Literaturprofessor Faber. Doch er missachtet Fabers Warnung, sich unauffällig zu verhalten und wird von seiner Frau bei seinem Vorgesetzten denunziert. Als Strafe muss er mit seinem Flammenwerfer sein eigenes Haus mit den Büchern niederbrennen. Mit Fabers Hilfe gelingt ihm die Flucht in die Wälder außerhalb der Stadt. Dort schließt er sich einer Gruppe von Dissidenten an, die einmal gelesene Bücher im Gedächtnis bewahren, um sie vor dem Vergessen zu retten.
EIN THEMA – VIELE GENRES Fahrenheit 451 ist der bekannteste Roman des amerikanischen Schriftstellers Ray Bradbury (1920-2012). Das Buch erschien 1953 in den USA. Zwei Jahre später kam die deutsche Übersetzung heraus. Der Roman basiert auf Bradburys 1951 erschienenen Novelle The Fire Man. 1966 verfilmte der französische Regisseur François Truffaut das Buch mit Oskar Werner als Guy Montag. Die Theaterfassung des Romans stammt von Ray Bradbury selbst.
ACHTUNG – HEISS! 451 Grad Fahrenheit ist die im Roman angenommene Selbstentzündungstemperatur von Papier auf der in den USA gebräuchlichen Fahrenheit-Temperaturskala. Dies entspricht 233 Grad Celsius. Bücher und ihre Pflege und Verbreitung lagen Ray Bradbury übrigens sehr am Herzen. Er engagierte sich bis ins hohe Alter für den Erhalt und Betrieb von öffentlichen Bibliotheken und setzte sich sehr dafür ein, besonders Kindern das Lesen nahe zu bringen.
So., 04.05.2025 – 18:00 Uhr
ORPHEUS UND EURYDIKE
Oper von Christoph Willibald Gluck
MUSIKALISCHE LEITUNG – Ektoras Tartanis
REGIE – Johannes Reitmeier
AUSSTATTUNG – N.N.
VERBOTENER BLICKKONTAKT An ihrem Grab beweint Orpheus seine geliebte Frau und ruft die Götter an, ihm Eurydike zurückzugeben. Amor erscheint mit einer Botschaft Jupiters: Orpheus sei es gestattet, in die Unterwelt hinabzusteigen und Eurydike zurück ins Leben zu holen. Einzige Bedingung: Er dürfe seine Frau dabei weder ansehen noch ihr seine Absicht erklären. Zuerst läuft alles nach Plan: Orpheus gelingt es, im Schattenreich die Furien durch seinen Gesang zu besänftigen, und er findet Eurydike im Elysium. Doch auf dem gemeinsamen Weg nach oben kommen Eurydike Zweifel an der Liebe ihres Mannes. Warum schaut er sie nicht an? Ist sie nicht mehr schön? Wird sie ihm gar lästig? Was passiert hier? Ihre Fragen werden immer drängender und Orpheus‘ Verzweiflung immer größer, bis er es nicht mehr aushält und sich zu seiner Frau umdreht. „Ach, ich habe sie verloren“, heißt die berühmte Arie, die erklingt, als Orpheus seine Geliebte ein zweites Mal sterben sieht.
REFORMOPER Der mythische Sänger Orpheus ist die Inkarnation der Musik, die ein Symbol für die Liebe über den Tod hinaus ist. Rund 150 Jahre, nachdem Claudio Monteverdi mit seinem L’Orfeo quasi die Oper erfunden hatte, wählten Gluck und sein Librettist Ranieri de‘ Calzabigi an der Schwelle zur Klassik den Mythos vom Sänger, der durch seine Kunst die Unterwelt rührt, um die in ihren Formen erstarrte Gattung der Opera seria einer gründlichen Reform zu unterziehen. Der Text der 1762 in Wien uraufgeführten Oper war für die Zeit revolutionär: Keine historische Handlung mit Intrigen und Nebenhandlungen, sondern der geradlinig erzählte Mythos als Sinnbild reiner menschlicher Erfahrung, vertont in einer schnörkellosen und emotionalen Tonsprache. In seinem Bemühen um Wahrhaftigkeit verzichtet Gluck auf virtuose Koloraturen und gibt liedhaften Gesängen den Vorzug. In Anlehnung an die antike Tragödie erhält auch der Chor eine bedeutende Rolle.
Sa., 21.06.2025 – 19:30 Uhr *)
*) Freilichtaufführung im Prantlgarten (bei schlechtem Wetter im Theaterzelt)
DER RÄUBER KNEISSL
Schauspiel von Wolfgang Maria Bauer
URAUFFÜHRUNG
Burgenfestspiele Niederbayern
REGIE – Wolfgang Maria Bauer
AUSSTATTUNG – N.N.
EIN RÄUBERLEBEN Mathias Kneißl (1875 – 1902) wuchs schon als Kind in das Kriminellen-Milieu hinein. Seine Eltern betrieben nämlich ein Gasthaus, in dem Räuber mit Gestohlenem oder Gewildertem handelten. Bereits mit 17 Jahren ging er mit seinen Brüdern auf Raubzüge und landete dafür für fünf Jahre im Zuchthaus. Auch nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ließ Kneißl nicht von Raub, Einbruch und Diebstahl ab. Bei einem Festnahmeversuch kam es zu einem Schusswechsel, bei dem zwei Gendarmen so schwer verletzt wurden, dass sie später starben. Es folgte eine aufsehenerregende Flucht, bei der ein Großaufgebot der Polizei den Räuber und Mörder mehrere Monate vergebens suchte. Erst im März 1901 konnten 150 Mann sein Versteck in Geisenhofen bei Aufkirchen erstürmen. Kneißl überlebte schwer verletzt, wurde jedoch am 21. Februar 1902 hingerichtet.
EIN BAYERISCHER ROBIN HOOD Bereits zu Lebzeiten wurde Mathias Kneißl als eine Art „bayerischer Robin Hood“ betrachtet. Große Teile der Bevölkerung begegneten ihm mit Respekt, da er sich gegen Willkür, Not und Unterdrückung wehrte. Gerade sein Aufbegehren gegen die Obrigkeit und Staatsmacht brachte ihm Zustimmung und machte ihn zu einem Volkshelden, der angeblich die Beute seiner Raubzüge mit den Armen teilte. Ob Wahrheit oder Mythos, die Verklärung des Räubers Mathias Kneißl, der das Königreich Bayern ein Jahr lang an der Nase herumführte, setzte bereits früh ein. Die vielen Legenden und Lieder machten ihn zu Bayerns „beliebtestem“ Mörder.
FASZINATION BIS HEUTE Zur Bekanntheit des Räubers Mathias Kneißl haben nicht nur zahlreiche Bücher, Lieder und Theaterstücke beigetragen. Auch eine ganze Reihe von Verfilmungen hielten das Andenken an ihn lebendig, darunter Der Räuber Mathias Kneißl von 1970 unter der Regie von Reinhard Hauff, in der Hans Brenner die Titelrolle spielte und Martin Sperr das Drehbuch verfasste. Marcus H. Rosenmüllers Verfilmung von 2008 mit bekannten Schauspielgrößen wie Maximilian Brückner, Brigitte Hobmeier, Maria Furtwängler und Sigi Zimmerschied machte den Stoff auch 100 Jahre nach dem Tod des Räubers wieder populär.
Fr., 04.07.2025 – 19:30 Uhr
*) Freilichtaufführung im Prantlgarten (bei schlechtem Wetter im Theaterzelt)
LOHENGRIN
Romantische Oper von Richard Wagner
Burgenfestspiele Niederbayern
MUSIKALISCHE LEITUNG – Basil H. E. Coleman
REGIE – Thomas Ecker
AUSSTATTUNG – Johannes Reitmeier
CHOREOGRAFIE – Sunny Prasch
SCHWANENRITTER In Brabant herrscht ein Machtvakuum. Elsa steht als Angeklagte vor einem Gottesgericht unter Vorsitz des deutschen Königs Heinrich. Hat sie wirklich den Thronfolger, ihren Bruder Gottfried, umgebracht, wie Ortrud behauptet? Friedrich von Telramund, der selbst nach der Macht greift, streitet für die Anklage. Elsa ruft zu ihrer Rettung eine schützende Traumgestalt an. Und plötzlich geschieht tatsächlich „ein Wunder“! Als Elsas Streiter erscheint ein rätselhafter Schwanenritter, der Telramund im Kampf besiegt und damit Elsas Unschuld beweist. Das Volk von Brabant jubelt dem Heilsbringer zu. Der Ritter will Elsa unter der Bedingung heiraten, dass sie ihn nie nach seinem Namen frage. Mit dem Frageverbot ist die Katastrophe vorprogrammiert. Durch Einflüsterungen der Manipulatorin Ortrud regen sich in Elsa Zweifel. Kann sie jemanden lieben, dessen Identität sie nicht kennt? In der Hochzeitsnacht stellt sie ihm die verbotene Frage …
HEILSBRINGER In blinder Folgsamkeit setzt das zerrüttete Volk der Brabanter seine Hoffnung in einen Messias, den es fraglos als solchen anerkennt. Der grauen gesellschaftlichen Realität wird eine strahlende utopische Wirklichkeit entgegengesetzt. Lohengrin ist numinose Lichtgestalt und charismatische Führerfigur in einem. Dem gegenüber steht Ortrud, schwarze Magierin und kühle Machtstrategin. Zwischen ihnen steht Elsa, entrückte Frau in einer Männerwelt, die letztlich die Neugier überkommt. Ihr Ehemann gibt sich schließlich als Lohengrin, Sohn des Gralskönigs Parsifal, zu erkennen.
IDENTIFIKATIONSFIGUR Lohengrin, Höhepunkt der romantischen Oper schlechthin, war lange Zeit Wagners weltweit erfolgreichstes Werk. Es wurde als Ritterepos, Künstlerdrama, politisches Schlüsselwerk, religiöse Heilsgeschichte oder psychologisches Märchen gedeutet. Der Künstler Wagner identifizierte sich mit dem Gralsritter Lohengrin, der in der realen Welt keine Heimat findet. Wagner schloss die Partitur 1848 kurz nach Ausbruch der Märzrevolution ab, an der er selbst teilnahm. Nach deren Niederschlagung musste er für viele Jahre ins Exil und konnte nicht bei der Uraufführung des Lohengrin dabei sein, die unter der Leitung von Franz Liszt 1850 in Weimar stattfand.